Das kleine Besen-Einmaleins

oder „Wie der Besen zu seinem Namen kam“

Die Besenwirtschaft - oder auch einfach nur „der Besen“ - ist ein echtes Württmberger Kulturgut: Er weist ortsfremden Besuchern den Weg zur nächsten regionaltypischen Weinstube. In einer Besenwirtschaft bewirten heimische Weinerzeuger – in Württemberg als Wengerter bezeichnet - ihre Gäste mit eigenen Weinen und deftigem Vesper.

In anderen Regionen auch als Straußwirtschaften oder Kranzwirtschaft bezeichnet, ist diese Art der Gastronomie eine ganz eigene „Gattung“ und folgt besonderen Gesetzen. Hier trifft man die Einheimischen und es geht besonders gesellig zu. 

Die Geschichte der typisch Württemberger Weinstuben

Der Ursprung, der für Württembergs heute so typische Besenwirtschaften verantwortlich ist, geht weit zurück bis in das Jahr 791. Karl der Große - einst Landherr des Fränkischen Reiches, welches auch das heutige Württemberg umfasste - war ein wirklicher Förderer des Weinbaus. Er verfügte per Erlass, dass die Bauern auch ohne Schankerlaubnis oder Konzession ihren Wein direkt an durstige Trinker verkaufen durften. Und die Wengerter sollten einen Kranz aus Tannenreisig oder Stroh am Haus befestigen, um einen solchen Ausschank zu kennzeichnen.

Die Tradition ist bis heute geblieben, allerdings wurde aus dem Kranz der Besen. Man munkelt, dass der Weg vom Kranz aus Tannenreisig und Stroh hin zum Besen, in guter schwäbischer Sparsamkeit zu suchen ist. In früheren Zeiten hat der Schwabe einfach den in jedem Haushalt vorhandenen Reisigbesen genommen, um ein Schild - das ja nur während der kurzen Öffnungszeiten gebraucht wurde - an der Hauswand zu befestigen.

Das Geheimrezept der Besenwirtschaften:
familiärer Service, persönlicher Kontakt und die drei großen G

Heute sind die Besenwirtschaften ein fester Bestandteil der Württemberger Weinkultur und Lebensart. Und drei „G“ stehen für das spezielle Feeling im Besen: gemütlich, günstig, gesellig.

Per Gesetz darf ein Wengerter auch heute noch ohne Konzession seinen Besen bis zu vier Monate im Jahr öffnen. Die Anzahl der Sitzplätze ist begrenzt - aber es findet sich auf unerfindliche Weise immer noch irgendwo ein Plätzchen. Bei Bedarf wird einfach zusammengerutscht.

Neben hauseigenen Weinen dürfen im Besen nur kalte oder einfache, warme Speisen angeboten werden - eben die typischen Vespergerichte. 

Der Service im Besen wird meist von allen Familienmitgliedern und Freunden der Familie gemeinsam gestemmt. Die Weinmacher selbst streifen durch die Tischreihen und suchen den persönlichen Kontakt mit ihren Gästen. 

Das Ambiente ist meist urig-rustikal. Nicht selten sitzen die Gäste in den Besenwirtschaften in der "guten Stube" der Wengerter, in einer umgebauten Scheune oder im urigen Gewölbekeller und genießen neben ihrem Viertele deftige schwäbische Hausmannskost. Aber auch die modernen Interpretationen der traditionellen Weinstuben sind einen Besuch wert.

Ein zusammenfassendes Fazit: „Regionaler kann Gastronomie nicht sein.“

Empfohlener Württemberger Besen

Besenwirtschaften oder schwäbisch „Besa“ gehören zu Württemberg, wie die Württemberger Weine und genauso vielfältig sind sie in der Region vertreten. Aber Besen ist nicht gleich Besen: Mit dem Ziel, die Besenwirtschaften Württembergs eindeutig von „klassischen“ Gaststätten abzugrenzen und diese besondere Tradition und Kultur zu bewahren und fortzuführen, zertifiziert das Weininstitut Württemberg seit 2009 Besenwirtschaften mit dem Qualitätssiegel „Empfohlener Württemberger Besen“.

Was bedeutet nun "empfohlener Württemberger Besen"?

Weingenuss mit Niveau: Weingärtner, die ihre Besenwirtschaften zertifizieren lassen möchten, stellen über das Weininstitut Württemberg einen entsprechenden Antrag. Die Angebote werden anschließend von einer Expertenjury aus Vertretern von Weinwirtschaft und Tourismus geprüft. Nach einem fest ausgearbeiteten Punktesystem werden neben den zu erfüllenden Grundvoraussetzungen vor allem Anforderungen an die Weinqualität, das empfohlene Wein-, Speisen- und Getränkeangebot, Wein- und Glaskultur sowie Servicekompetenz bewertet. Und insbesondere gilt, das Ambiente muss stimmen. Die Zertifizierung bedarf alle drei Jahre einer erneuten Überprüfung durch das Weininstitut Württemberg. 

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